Wer durch eine selbstständige Unternehmung auf eigenen Beinen stehen will, der muss zuerst eine gute Idee haben. Aber vor allen Dingen Mut.
VON ANDY GRACKLAUER
Das Wagnis ein eigenes Unternehmen zu gründen kann bereits während des Studiums eingegangen werden. Zwei Beispiele für Studenten, bei denen es funktioniert hat, sind Florian aus Würzburg und Christoph aus München.
Mendozina – Die Liebe zu gutem Wein zum Beruf machen
Christoph Kocher (23) studierte an der Technischen Universität in München Ingenieurswissenschaften und schloss vor kurzem mit dem Bachelor of Science ab. Vor einem Jahr gründete er zusammen mit einem langjährigen Freund das Startup Mendozina, das sich auf den Handel von selbst importierten Premiumweinen aus Südamerika spezialisiert.
Seine Liebe zum Wein entdeckte Christoph in einem Auslandssemester in Argentinien. Von August 2014 bis zum Januar 2015 studierte er in Buenos Aires, um die argentinische Kultur und das Ingenieurwesen Südamerikas kennenzulernen. Dabei stieß der Student aus München auf den vollmundigen Wein aus der Region Mendoza, die er kurz darauf selbst besuchte. Der Plan für das spätere Startup war aus seiner Überlegung geboren, dass argentinischer Wein bis dahin in Deutschland nicht weit verbreitet war.
Christoph fackelte nach seiner Rückkehr nach Deutschland nicht lange und setzte seine Idee der Unternehmensgründung zusammen mit Patrick Baumgärtner, dem Fachmann für Finanzen im Unternehmen, in die Tat um.
„Die Konkurrenz ist riesig und die rechtlichen Angelegenheiten sind nicht zu unterschätzen“, musste der Münchner Student schnell feststellen. Sehr wichtig sei es deshalb, die Konkurrenz genau unter die Lupe zu nehmen und sich immer über die Vorteile seines Produktes bewusst zu sein. Eine Vision für sein Unternehmen hilft einem unglaublich dabei, sein langfristiges Ziel nie aus dem Auge zu verlieren.
„Man lernt unglaublich viele neue Sachen dazu und auch viele neue Menschen kennen, das kann man gar nicht mit einem Jahr der Arbeit als Angestellter wieder reinholen“, meint Christoph Kocher. Außerdem sei in jungem Alter die „Fallhöhe“ noch sehr gering. Deshalb verliert man seiner Meinung nach auch keine Zeit, falls eine Unternehmung scheitern sollte, sondern gewinnt dadurch vor allem wichtige Erfahrungen für das spätere Berufsleben.
Es ist Christophs großes Ziel, nach dem Studium in seinem eigenen Unternehmen zu arbeiten. Da er in Zukunft sich selbst und seine Ideen verwirklichen will, bietet ihm das oft relativ eng gespannte Korsett eines Angestelltenverhältnisses wenig Reizvolles.
Das Studium durch Informatikdienstleistungen selbst finanzieren
Florian Johmann (27) ist Masterstudent der Wirtschaftsinformatik in Würzburg und steht seit dem Abitur finanziell auf eigenen Beinen.
Die Idee zur Selbstständigkeit kam ihm schon früh, als er nach dem Abitur bei McDonalds jobbte. Schnell wurde ihm klar, dass er sein Geld lieber mit einer Tätigkeit verdienen möchte, die ihm Spaß macht und die er zudem gut beherrscht. Sein erstes Unternehmen trug den Namen „Computernotarzt“ und sollte ihm mit 19 Jahren dabei helfen, ein Auto zu finanzieren.
Sein aktuelles Unternehmen nennt sich schlicht „Johmann IT-Beratung & Service“ und bringt ihm auch neben dem Studium gute Einkünfte. Damit verfolgt er konsequent seinen Traum und hat bereits sein größtes Hobby zum Beruf gemacht.
Wie vereinbart man Studium und eigenes Unternehmen?
Frägt man die beiden Jungunternehmer nach den wichtigsten Eigenschaften, die ein Neugründer mitbringen sollte, kommt einen Konsens zustande: Einsatzbereitschaft und Leidenschaft für seine Idee.
„Wenn du nicht zu hundert Prozent dahinter stehen kannst, dann solltest du die Finger davon lassen“, sagt Florian. Dabei ist es egal, in welchem Bereich der Wirtschaft sich das Unternehmen befindet. Man sollte für seine Idee brennen und diese leben.
Außerdem ergänzt Christoph, dass ein gutes Zeitmanagement unabdingbar für einen Gründer ist. Gerade als Student muss er sich oft die Frage stellen: „Ist es wirklich gerade wichtig etwas für die Uni zu machen, oder ist die jeweilige Aufgabe im Unternehmen wichtiger?“ Schließlich soll das Unternehmen im Idealfall stetig wachsen.
Einen Negativaspekt am Unternehmertum während des Studiums finden beide, dass viel Freizeit geopfert werden muss und sogar Treffen mit Freunden oft im Voraus geplant werden. Jedoch mussten sie ihren Freundeskreis bisher nicht vernachlässigen und sowohl für Christoph als auch für Florian wiegt ihr unternehmerischer Weg der Selbstverwirklichung mehr als beispielsweise neuste Filme oder Serien zu kennen.
Ist ein Studium die perfekte Gelegenheit ein Unternehmen zu gründen?
Gerade die hohe Flexibilität im Studium ist ein wichtiger Faktor, der eine Unternehmensgründung begünstigt. Die Universität ist für Christoph der perfekte Ort, um viele neue Kontakte zu knüpfen und junge Menschen mit bahnbrechenden Ideen kennenzulernen. Diese Ideen müssen dann „nur“ noch umgesetzt werden.
Florian betont jedoch, dass man als Unternehmensgründer während des Studiums nicht zu versessen auf Bestnoten oder die Regelstudienzeit sein sollte. Gerade in seinem Dienstleistungsunternehmen ist ihm der Kunde König, weshalb Aufgaben für Kurse erst an zweiter Stelle stehen.
Christoph und Florian würden jedem, der eine gute Idee hat und für diese brennt empfehlen, sie in die Tat umzusetzen. Mit gutem Zeitmanagement ist eine Unternehmensgründung neben dem Studium durchaus machbar und die dabei gewonnenen Erfahrungen wiegen unter Umständen mehr als der bloße Studienabschluss.